Stein auf Stein, hohes Mauerwerk, viel freies Gelände mit Neben- und Hauptgebäuden, eine kleine Kirche mit Glocke, die nicht mehr geläutet wird, wir sind an einem vergessenen Ort in Sizilien.

Pinien und alte Eichen überragen den Platz, dorniges Gebüsch, der Lavendel blüht und der mannshohe Fenchel streckt seine Dolden in den Himmel. In der Mitte ein freier Platz, eine kleine Treppe führt zu einem großen Holztor, mit stattlichem Rahmen, darin eingefügt sind zwei Türen.  Der blaue Anstrich ist durch die Sonne in das Holz eingebrannt und hat sich zu einem feinen Türkis verwandelt.

Im Rahmen ein Rätsel, ineinander geschwungen zwei große Initialen S und T. Es ist kein Tor, das abriegelt und verschließt, eine Tür steht offen und lässt den Blick in eine Licht- und Schattenwelt hineinwandern. 

Beim Eintreten knirschen Scherben am Boden, die Decke aus Mauerwerk und Schilfmatten hängt herab, Licht fällt herein.  Ein Stromzähler, eine Theke im Eingangsbereich, ein Spülbecken sind noch nicht so aus den Jahren gefallen, dass der rege Betrieb nicht vorstellbar wäre.  Im Zentrum ist ein grüner Innenhof, um ihn führen zu allen vier Seiten lange überdachte Flure im Stil eines ebenerdigen Atriums, ein Wandelgang, von dem kleine Zimmer abgehen. Wenige Türen hängen noch an den Zargen fest, die meisten sind herausgebrochen. In den feuchten Außen Mauern sind offene Fensterläden und Fensterhöhlen, überall drängen Pflanzen herein, zersetzen den Mörtel, durchbrechen den Boden und kleiden das Gebäude ein.

Es ist ein Durcheinander von einst festen Körpern, die gerade, quadratisch und tüchtig miteinander verbunden waren, um dem Menschen dienlich zu sein.  Heute aber die Verteidigung der alten Funktionen aufgegeben haben um sich den neuen Besetzern aus Wasser, Erde, Pflanzen und Kleinstlebewesen hinzugeben. 

Vielleicht findet sich noch eine Erinnerung aus den alten fröhlichen Tagen, ein abgesprungener Hemdknopf, ein Hauch von Worten oder eine kleine Notiz, die ihren Empfänger nie erreicht hat. Auch werden die Leute im weit obenliegenden Dorf noch Geschichten zu erzählen wissen. Spukgeschichten, man weiß, dass Geister an Orte wiederkehren, wo sie etwas verloren haben, oder ein Geheimnis nicht aufgedeckt wurde.

Die kleine ältere Kirche die früher für den Schutz und den guten Segen sorgte ist heute ausgeräumt und leer, die Stelle des Altars ist im Boden noch sichtbar.

Wieder vor dem Platz liest man auf einer Tafel über ein Heil- und Schwefelbad, dass im 19 Jahrhundert betrieben wurde und später in den 50er Jahren noch einmal renoviert und wiederbelebt wurde. Somit erschließen sich auch die Initialen S für Salute und T für Therme.

 

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