Schneeschuhwanderung von Schliersee nach Tegersee, beide Orte liegen am Ufer des Sees, den sie in ihrem Namen tragen. Beide Bergseen liegen in der Gemeinde Miesbach. Sie löste als erste von fünf oberbayrischen Gemeinden den Katastrophenfall aus, Schneemassen, Straßen und Schienen gesperrt, Lasten auf den Dächern, umgestürzte Bäumen und Lawinengefahr, der Schulweg der Kinder war nicht mehr sicher. Das dauerte elf Tage vom 7. bis zum 18. Januar.
Heute eine Woche später durchstreifen wir das Land, auf 780 Meter, der Höhe des Schliersees regnet es. Der Schnee rund um die Häuser und Straßen ist aufgetürmt, mitten in einer Winterlandschaft, eine weite weiße Decke, der Schnee reflektiert alles Licht. Eine alte Frau nickt uns zu, "es regnet nei" der Schnee wird schwer, sie warnt, die Wege zum Tegernsee sind nicht geräumt, recht hat sie.Wir sehen die Hänge hinauf, die Wälder heben sich grün ab, auf ihren Wipfeln liegt kein Schnee.
Wir gewinnen an Höhe, ein Blick zurück auf den Schliersee. Im Wald tropft es, auf dem Wanderweg, umgestürzte Bäume, Schneebruch. Eine längere Schneeschuhwanderung, der Aufstieg, Schritt für Schritt ist mühsam und anstrengend. Bald stelle ich ein wenig resigniert fest, ich brauche die doppelte Zeit für die angegebenen Wegstrecken.
Der Weg mit 12 km, ein paar Almwirtschaften dazwischen ist recht übersichtlich. Wenn wir einmal die Höhe von 1100 erreicht haben, bleiben wir auf den Höhenrücken, immer etwas hinauf und hinunter, erst nach der Einkehr in die Neureuther Alm geht es wieder hinunter nach Tegernsee.Wir begegnen kaum Wanderern, wir hatten die Reise ausgeschrieben, aber letztlich hat uns niemand begleitet. Ein Grund war die Wettervorhersage, regnerisch und leicht stürmisch. Die längere Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln reißt auch niemanden vom Hocker. Ohne vorausgegangene Planung, wären wir heute nicht hier, die Vorfreude treibt uns an, wie ein Hund der bei "Gassi" aufspringt. Auch haben wir die Erfahrungen gemacht, dass wir nach einer Tageswanderung immer froh sind, sagen wir sie aber ab, sind wir enttäuscht. Und das wirft einen kleinen Schatten auf unsere kommenden Planungen.
Nach dem ersten Anstieg, die erste Kuppel, und das erste Ausflugslokal, wir sind hier in Oberbayern, einem der schönsten und reichsten Landstriche in Bayern.Die geräumte Straße zur Wirtschaft, eine kurze Wohltat, am Parkplatz weist die Wandertafel auf eine offroud Spur über einen Schneehaufen. Hier oben sind die Bäume eingekleidet, Schnee und Sturm, Tauwetter und anschließender Frost gaben ihnen weiße Mäntel und Hauben. Unter ihrer Last zusammengebrochen liegen einige über dem Weg. Zwei Frauen kommen uns entgegen, ich schnappe Wortfetzen auf, "hier sei jedenfalls keine Lawinengefahr" und denke sie wären wohl ängstliche Naturen. Eine Lichtung, kleine Hütten, deren Dächer haben niemand freigeschaufelt, hier steht die Zeit still.
Aus dem Wald raus, eine Alm mit steilen Wiesen, der Wind peitscht über die Lichtung, zieht durch meine leichte Bergkleidung. Deckung finden wir nur um die geschlossene Grindelalm, der Schnee hat sich wie eine hohe Wand um das Haus getürmt. Mit Schneeschuhen kämpfen wir uns quer zu den ausgesetzten Hängen. Die Spuren sind verweht. Ich denke an Schneewehen und Schneebrett.Wieder im Wald genießen wir den Schutz der Bäume. Bei Helligkeit kommen wir noch zur Neureuther Alm, es ist 17.30, wir sind seit 5 Stunden unterwegs. Während einer kurzen Pause in der ausgekühlten Stuben, werde ich nicht warm. Der schneebedeckte rutschige Rodel- und Fahrweg führt steil hinunter nach Tegernsee, die Schneeschuhe greifen sicher im Dunkeln. Unten eine schwarze Fläche, der Tegernsee, an den Ufern tausend Lichter der See ist dicht besiedelt. Eingerahmt in einem Kranz von Hügeln und Bergen.
Wir sind um 10 Uhr abends zu Hause, wir waren 12 Stunden unterwegs. Vor dem Schlafen zeigt Günter seine Fotos von der gleichen Wanderung im Januar 2011, der einzige Unterschied strahlender Sonnenschein.